„Das Essen ist fertig!“ – Ein Ruf der Gnade
Wie kann unsere Hoffnung auf das Kommen Jesu in der Adventszeit sichtbar werden und dadurch einen Kontrast zur allgemeinen Weihnachtshektik bilden?
So antwortet Dirk Maas:
Eine Zeitschrift bat ihre Leser, den Satz einzusenden, den sie am liebsten hören. Die Spitzenplätze gingen an:
- „Ich liebe dich!“
- „Ich vergebe dir!“
- „Das Essen ist fertig!“
Liebe, Vergebung und Essen – diese drei gehören zu den tiefsten Sehnsüchten des Menschen. Gerade zu Weihnachten.
Welche Deutung des christlichen Abendmahls du auch bevorzugst: Dass Brot und Wein Ausdruck von Gottes Liebe und Versöhnungsbereitschaft sind, liegt nahe. Man könnte sagen: Der Schöpfer nickt seinem nach Frieden und Vergebung hungernden Geschöpf freundlich zu: „Komm, setz dich zu mir. Das Essen ist fertig!“ Schlichter und ergreifender lässt sich die Frohe Botschaft, deren Lauf an Weihnachten beginnt, kaum zusammenfassen.
Jesus schätzte das Mahl als Moment der Unterbrechung und Gemeinschaft. Es führt aus der Hektik des Alltags und schafft Raum für Ruhe, Gespräch und Vertiefung. Die Evangelien berichten erstaunlich oft davon – 23 Mal. Offenbar öffnet Essen nicht nur deinen Leib, sondern auch deinen Geist. Vielleicht sind beide enger verbunden, als wir denken. Essen als hörendes Gebet, als stille Form der Anbetung?
Beachte mal, wie nach dem Servieren häufig ein fast andächtiges Schweigen einsetzt. Besteck klappert, Düfte steigen auf, Genuss macht staunend-still. Gerade beim festlichen Weihnachtsessen werden alle Sinne geweckt, herrlichste Aromen aufgenommen, begleitet von „Hmmmh!“ oder „Köstlich!"– kleinen, kulinarischen Hallelujas. Mich erinnert das an die Haltung des Betens: still werden, wahrnehmen, empfangen. Essen als Übung der Achtsamkeit.
Spinne ich diesen Gedanken weiter, fällt einem Koch – und ebenso Landwirten, Winzern, Brauern, Bäckern, Käsemachern etc. – beinahe ein priesterliches Amt zu: aus Gaben der Schöpfung etwas - Achtung: Wortspiel - „Kostbares“ entstehen zu lassen, beteiligt dich an ihrer Veredelung. Kochen (und zu Weihnachten gerade das Backen) wird so zu einem Ausdruck des biblischen Auftrags, die Schöpfung zu bebauen und zu bewahren – und kann zugleich eine Geste der Anbetung sein: Dankbarkeit in Handlung.
Lass Gott dir auch im Essen begegnen. Eröffne gerade zur Weihnachtszeit mit ihren Aromen, Düften, Texturen, Aussehen einen sinnlichen Begegnungsraum: „Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist“ (Ps. 34,9). Mache bewusst und maßvoll Genuss zum Lobpreis. „Das Essen ist fertig!“, klingt wie der verheißungsvolle Auftakt dazu.